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Modellbau
Einsteiger |
mini-sail
e.V.![]() |
"DULCIBELLA" ein Jugendprojekt
organisiert von Uwe Kreckel
Es fing eigentlich ganz harmlos an.
Auf einer Modellbaumesse am Stand der I.G. mini-sail, stellten die Aussteller gemeinsam fest,
dass sie alle immer älter wurden und dass Nachwuchs in Form von jüngeren Modellbauern nur sehr
spärlich bis gar nicht eintraf.
Das wollte ich alles nicht so recht glauben, war meine Tochter doch immer für Spiele und
Basteln zu haben, oder konnte sich mit Ihren Freundinnen auch stundenlang ohne PC und Fernseher
beschäftigen.
Ist also vielleicht alles nur eine Frage des passenden Angebotes? Und gibt es denn überhaupt ein
entsprechendes Angebot?
Die schnell gefundene Antwort für die mini-sail hieß ,,Nein", aber das sollte sich ändern
lassen, indem jemand eine Jugendgruppe ins Leben ruft und damit ein entsprechendes Angebot
schafft.
Aber wie könnte so etwas umgesetzt werden?
Die mini-sail ist überregional, kein fester Standort, kein Vereinsgewässer, und schon gar keine
Räumlichkeiten und damit auch keine Werkstatt zum Bauen.
Das war eine echte Herausforderung Hier musste doch eine Lösung zu finden sein... und ich
wollte es versuchen Als Mitglied einer recht regen Ortsgruppe des schwäbischen Albvereins, in der
bereits einige wander-untypischen Aktivitäten angeboten wurden, war mir recht schnell ein
möglicher Weg klar, und dieser Weg hieß:
Auch der Albverein gewinnt durch den Aufbau einer Jugendgruppe an Attraktivität, er ,,braucht"
eine Modellbau-Jugendgruppe. So sind in idealer Weise die Interessen beider Gruppierungen
verknüpft, der mini-sail-Modellbaugedanke und der Alvereins-Naturerlebnis-Gedanke beim
gemeinsamen Segeln nach dem Bauen.
Der Initiative eines ortsansässigen Vereines wiederum konnte sich der Direktor der Grund und Hauptschule nicht verschließen: der schuleigene Werkraum durfte an Samstagen in eine Modellbauwerkstatt umfunktioniert werden, womit die Frage der geeigneten Räumlichkeiten schon mal geklärt war.
Ein Aufruf im Mitteilungsblatt des Ortes
,,weg vom Fernseher oder PC, wir bauen ein ferngesteuertes Modellsegelschiff"
brachte dann später 12 Kinder und Jugendliche (4 Mädchen und 8 Jungs) im Alter von 10-15 Jahren
dazu, ein Modell zu bauen.
Aber davor musste noch einiges erledigt werden. So zum Beispiel die
Planung
Es fehlte ja noch ein geeignetes Modell!
Also wurden Baupläne gewälzt, Baukästen besichtigt, Preise verglichen. Die angebotenen Baukästen
erschienen mir jedoch alle zu teuer und die Pläne zu kompliziert für Anfänger.
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Aber da musste doch noch irgendwo in meinem ,,Fundus" der bereits recht einfache, französische Bauplan sein, den ich auf der Modellbaumesse in Paris erstanden hatte...Konnte ich den nicht noch weiter vereinfachen und jugendgerecht umgestalten. Ich merkte jedoch schnell, dass ich dabei alles neu zeichnen würde. Außerdem war der Boden des Modells sehr flach (das Vorbild war in Küstengewässern unterwegs) und mit einem Hubkiel versehen... ob das wohl gut segelt und anfängertauglich ist? Aber das Modell war ein Knickspanter und diese Form setzte sich von nun an in meinen Gedanken fest, versprach sie doch mit nur wenigen Bauteilen (Planken) auch einen schnellen Baufortschritt.
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Also suchte ich von da an nur noch nach Knickspant-Modellen. Die Rhodenkirchener hatten doch
auch einen Knickspanter, die Basic, ob das nicht eine brauchbare Basis war?
Aber als mini-sailor konnte ich mich mit der reinen Zweckoptik dieses Regatta-Einsteigermodells
dann doch nicht anfreunden. Das Boot mit einem einfachen Aufbau zu versehen war auch bereits
wieder Stilbruch... und dann war da schon wieder der platte Unterboden, der mir einfach nicht
gefallen wollte...
Schließlich zeigte mir ein guter Freund ein Buch von Arthur Tiller. Darin fand ich endlich die
Linien wie ich sie mir vorgestellt hatte. Auch der Segelriss schien brauchbar, nur ein Aufbau war
nicht vorgesehen.
Aber fasziniert von dieser Basis war ein erster Aufbau samt Plicht in Einfach-Ausführung schnell
skizziert...
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Das Modell sollte 60 cm lang werden. Eine Vergrößerung des recht kleinen Planes aus dem Buch
auf dieses Maß förderte dann zutage: das Modell ist zu schmal... eine geeignete einfache
Fernsteuerung, mit zwei Standard-Servos und langem Hebelarm zur Segelverstellung, würde wohl
nicht hineinpassen.
Also auf ca. 70 cm Bootslänge vergrößern... aber es war immer noch zu schmal. Jetzt musste der PC
unterstützen: der Spantenriss und die Draufsicht wurden eingescannt und auf das erforderliche Maß
verbreitert, die Länge blieb bei 70 cm (schließlich sollte das Modell ja nicht zu groß werden und
im Zimmer der Kinder auch aufgetakelt aufgestellt werden können).
Nun war das Modell zwar breit genug, sah aber irgendwie zu niedrig aus, zu wenig Freibord. Also
wurde hier erhöht.
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Bei genauerer Betrachtung tauchten dann noch weitere Ungereimtheiten auf, die auszuräumen
waren: Das Ruder saß z.B. genau unter der von mir vorgesehenen einfachen Plicht, die in der
Vorgabe ja gar nicht enthalten war.
Das von Tiller konstruierte Modell war ein frei segelnder Entwurf aus den 30er Jahren. Da die
Fernsteuerungen von damals aus einem Modellbaufreund bestanden (der am Ufer gegenüber das Modell
einfach umgedreht hat um es zielgenau auf Gegenkurs zu bringen) hatte der Konstrukteur hier einen
kursstabilen Langkieler gezeichnet. Für Kinder und Jugendliche war aber sicher ein wendiges
Modell, das auch ohne Probleme ein Maneuver des letzten Augenblicks durchführen konnte, besser
geeignet.
So entstand ein Entwurf, eine Modifikation des Tiller-Rumpfes mit einem schmaleren Kiel mit
Bleiballast und nach hinten versetztem frei stehendem Spatenruder. Dem Kenner von Segelschiffen
fällt jetzt auf: Damit ist der Lateral plan (das Unterwasserschiff) verändert und die Segelfläche
muß angepasst werden, um immer noch ein stabil segelndes Modell zu erhalten.
Dies wollte ich durch eine neue Mastposition, eine größere Fock und ein angepaßtes Großsegel
umsetzen.
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Der Rumpf
Nachdem ich mich in die Planung des Modells schon so weit hineingedacht und viele Skizzen und
Entwürfe gemacht hatte, gab es für mich kein Zurück mehr: das Modell sollte gebaut werden und
wenn der Rumpf dann einmal in den Händen zu halten war, würde sich der Rest schon finden...
Bei der Vorbereitung der Spanten, sprich bei der Übertragung von Papier auf Holz, fiel mir dann
noch auf, dass im Spantenriss kein Deckssprung gezeichnet war, also wurde er von mir schnell
dazukonstruiert.
Alles zusammengenommen stellte ich nun fest: ich hatte jetzt doch ein neues Boot konstruiert,
obwohl ich das doch eigentlich gar nicht beabsichtigt hatte. Aber außer der Idee des
Knickspanters mit 4 Planken war nichts mehr von dem Ausgangsmodell übrig geblieben, zumindest
fast nichts: da auch die Anzahl der Spanten reduziert war, erinnerte nur noch die Seitenansicht
an Tillers Entwurf, wenn auch mit mehr Freibord...
Der Bau des Prototyps...
Nun wurde es konkret, die Planungsphase ging endlich in die 3. Dimension, das erste
Spantengerüst wurde erstellt.
Die einzelnen Spanten wurden noch zeichnerisch mit ,Verlängerungen" versehen um sie später alle
in der richtigen Höhe auf einem Baubrett aufstellen zu können. Anschließend konnten die
Spantenzeichnungen mit der Schere ausgeschnitten und mit doppelseitigem Klebeband auf 4 mm
Sperrholz aufgeklebt werden.Die Verlängerungen der Spanten wurden mit Sekundenkleber an
4-Kant-Hölzern festgeklebt, die ich zuvor im Spantabstand auf das Baubrett aufgebracht hatte.
Einem erfahrenen Modellbauer muss ich nicht sagen, dass davor eine Mittellinie auf das Brett
gezeichnet wurde und die 4-Kant-Hölzer natürlich einigermaßen symmetrisch und rechtwinkelig zur
Mittellinie aufzukleben waren.
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Beim Bauen mit den Kindern musste ich später aber feststellen, dass die solche gerne nicht
beschriebenen Kleinigkeiten natürlich nicht kannten und demzufolge auch nicht beachteten... auch
wusste nicht jeder, wie man etwas in einem rechten Winkel klebt ... und einige der 10-jährigen
Kids hatten auch Probleme dabei, die Mitte von ungeraden Maßen zu bestimmen.
Auch Spantabstände von einem vorliegenden Plan auf ein Baubrett zu übertragen ist nicht immer
ganz einfach, insbesondere, wenn der Konstrukteur die Gemeinheit eingebaut hat, einen
Spantabstand (zwischen Spant 4 und 5) um 3 cm kleiner zu halten als alle anderen. Aber damit
haben selbst gestandene Modellbauer so ihre Probleme, wie ich inzwischen gehört habe... Aber hat
der erfahrene Modellbau-Kollege, den ich hier meine einfach alle Spantabstände gleich groß
gemacht, so hat es zumindest einer der ,,Frischlinge" aus der Jugendgruppe geschafft, den kurzen
Abstand 2 mal hintereinander einzubauen... damit ist die Plicht zu weit vorn, der
Segelverstellhebel passt nicht mehr hinein, der Aufbau ist zu lang, das Ruder ist auch zu weit
vorn, womit wieder der Lateralplan verändert ist, was bedeutet: die Segel stehen nicht mehr
richtig, das Boot wird luvgierig ... au weia... Deshalb wurde von mir zusätzlich zu diesem
Bericht inzwischen eine ausführliche Schritt-für-Schritt-Baubeschreibung erstellt, in der ich es
hoffentlich geschafft habe, all diese Feinheiten einigermaßen vollständig zu beschreiben und auf
vorhandene Bauschwierigkeiten durch Symbole am Rand ausreichend hinzuweisen.
Um hier aber den Rahmen nicht zu sprengen, wird dieser Bericht nur einige Highlights
enthalten...
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Nach einem Abend standen also die Spanten, und da ich zu diesem Zeitpunkt noch ohne einen Kiel und ohne Längsstringer auskommen wollte (und für meinen Prototyp auch ausgekommen bin), konnte gleich beplankt werden.
Vorher noch schnell den Strak überprüfen, dann konnte das Papier, der gezeichneten Spanten (samt Klebefolie) vorsichtig wieder von den Holzspanten abgelöst und auf ein Trägerpapier geklebt werden. Der Kopierer produzierte daraus dann später die ersten Vorlagen der Spanten für die modellbauenden Kids, denn einen kompletten Plan gab es noch nicht. Der ist erst parallel zu den Booten der Kinder entstanden.
Die erste Planke war ruckzuck mit Sekundenkleber fixiert, dann zeigte sich aber bereits, dass
die großen Überstände einer rechteckigen 1 mm- Multiplex-Sperrholzplanke doch recht mühsam
entfernt werden mussten. Da half es dann auch wenig, dass dieses Holz mit dem Teppichmesser
geschnitten werden konnte schließlich bestand immer die Gefahr zuviel weg zu schneiden. Also hieß
es feste Schleifen; und das war vor allem zwischen den Spanten ohne jegliche Hilfsgeometrie recht
schwierig, so dass hier die Entscheidung fiel: Für die Kinderboote mussten auf jeden Fall Kiel
und Stringer vorgesehen werden und sei es nur als Schleifhilfe. Die Zeichnungen der Spanten
wurden entsprechend angepasst und mit Aussparungen versehen... auch war klar: um hier die
Modellbaugruppe nicht zu lange schleifen zu lassen (und um Rohmaterial zu sparen) mußte eine
Abwicklung der Planken her... zumindest grob.
Die von mir angefertigten Abwicklungen waren aber immer noch zu grob bzw. ungenau. Meine Angst
vor zu kleinen Teilen hätte es den Kindern beinahe verleidet, denn Schleifen ist für ungeduldige
Neulinge eben besonders ätzend. Deshalb sind im Plan Gomputerabwicklungen dargestellt, die mit
nur sehr wenig Überstand an einer gestrichelten Linie ausgeschnitten, für wenig Schleifarbeit
sorgen sollen...
Aber weiter mit dem Prototyp:
Nach 2 Bastelabenden waren die Planken trotzdem aufgebracht und die durch ungenaues Arbeiten
entstandenen Spalte geflickt (die waren aber kein Vergleich mit den Geldeinwurfschlitzen, die
einige der Kinder später produzierten ...), die Rumpfschale konnte von der Helling gelöst werden,
indem ich die Verlängerungen durchsägte.
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Ein fast schon federleichter kleiner Rumpf lag vor mir, dessen obere Kanten auch gleich mit
viel Eifer dem geplanten Decksverlauf angepasst wurde (schon wieder schleifen...).
Ein Kiel wurde aus Plexiglas (4 mm) ausgesägt, an die Spanten und an den Rumpfverlauf angepasst
und mit Stabilit verklebt.
Das Deck konnte nun auf den nächsten Teil Multiplexsperrholz übertragen werden (einfach den Rumpf
kopfüber auf das Brett auflegen und mit etwas Übermaß zur Berücksichtigung sämtlicher Wölbungen
abzeichnen). Das Ausschneiden erfolgte dann wieder mit dem Teppichbodenmesser.
Das Deck wurde grob zugeschliffen und erst einmal mit Tesakrepp aufgeklebt, um einen besseren
Eindruck vom gesamten Erscheinungsbild zu bekommen. Von dem in groben Skizzen bereits
festgelegten Aufbaukonzept wurde eine Seitenwand ausgeschnitten und auf das Deck gehalten...
Sah für einen ersten Entwurf schon ganz passabel aus.
Aber das Boot sollte auch noch eine Plicht erhalten. Die Idee hier eine ganz einfache Variante
umzusetzen, bei der die Sitzfläche gleich dem Decksniveau ist, war bereits gefasst. So musste nur
eine oben offene Schachtel aus 5 Brettchen (Boden und 4 Seitenwände) zusammengeklebt werden. Die
Größe und Lage wurde dann durch die Spanten vorgegeben, denn es bot sich an, die Plicht fest mit
2 Spanten zu verkleben und auzurichten, bevor das Deck dann endgültig aufgekebt wurde.
Nun mußte der Aufbau noch einmal überarbeitet werden, um zu dieser Plicht auch das passende
Umfeld darzustellen. Alle Abmessungen wurden mit Hilfe einer ,,Miss Maßstab", einer beweglichen
Spielzeug-Puppe, die etwa im Maßstab 1:12 ist, ermittelt.
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Ständer
Spätestens jetzt nervt es, dass das Boot dauernd ,,umfällt" Ein Ständer musste her. Auf die
Schnelle habe ich einen Karton für Druckerpapier vom und hinten durch umknicken der Pappe
eingekerbt, darin konnte das Boot hervorragend stehen, der Ständer war fertig.
Für alle Kinder gibt es inzwischen so einen Karton in dem nicht nur das Modell steht, sondern der
auch alles mögliche an Baumaterial und später die Fernsteuerung aufnimmt. Diese Lösung ist nicht
nur extrem preiswert, sondern gleichzeitig auch noch ganz schön praktisch.
Das Ruder
Als Nächstes sollte das Ruder gefertigt werden, aber.. au weia. Nach meinen ersten Zeichnungen
mußte das Ruder jetzt genau mitten in der gerade festgelegten Plicht sitzen... das war natürlich
nicht möglich.
Also Zurückversetzen. Die Wasserlinie ließ dies noch zu, optisch sprach eigentlich auch nichts
dagegen. Also war die neue Lage gefunden, direkt hinter der Plicht. Später mußte die Lage dann
noch einmal nach achtern um ca 5 mm korrigiert werden... aber wer denkt in so einer frühen Phase
auch schon daran, dass das Ruder auch angelenkt werden muß und dass so ein Anlenkhebel und
insbesondere die Schraube, mit der der Hebel auf der Achse befestigt wird, durch die Drehbewegung
auch noch einen gewissen Platzbedarf hat...
Die Ansteuerung des Ruders erfolgt über einen Seilzug rechts und links an der Plicht vorbei,
mit einer Umlenkung durch Schraubösen, die auf entsprechenden Klötzchen (Podeste) plaziert
wurden, um in der Höhe richtig ausgerichtet zu sein.
Mit ebenfalls 2 Klötzen (aber deutlich größer natürlich) positionierte ich das Ansteuerservo vor
der Plicht im Rumpf, etwa dort wo später der Aufbau für eine gute Zugänglichkeit sorgen sollte.
Bedenken, ob die Kinder mit dieser Art der Seilzug-Ansteuerung überhaupt zurechtkämen und sie
justieren könnten, wurden zugunsten der Plicht beiseitegeschoben. . .aber wie kommt man im
Reparaturfall an das Ruder heran? Und mit welchem Werkzeug könnte der Hebel gelöst werden, der
das Ruder hält. Der von mir eingesetzte Ruderhebel hatte eine Madenschraube mit Schlitz, die war
sicher ungeeignet. Also ersetzen durch eine lnnensechskantschraube. Was aber immer noch fehlte,
war ein zusätzlicher Zugang zum Rumpfinneren, der die Montage dieser Schraube ermöglicht und
deshalb eine Drehbewegung des entsprechenden Schlüssels von mind. 60° zulässt Der runde Zugang
ist bei meinem Prototyp mit einem Rest Klebefohe verschlossen, Dulcibella hat auf dieser rund
ausgeführten Zugangsöffnung einen Rettungsring liegen, dessen Inneres durch eine aufgewickelte
Leine undurchsichtig ist. Für die spätere Version ist hier ein rechteckiger Deckel vorgesehen,
der mit Silikon aufgeklebt wird. Die Silikonklebung dichtet, ermöglicht aber im hoffentlich
selten eintretenden Noffall immer noch den Zugang zu dieser Stelle (aufschneiden mit einem
scharfen Messer).
Und wie ist das Ruder gefertigt?
2 rechteckige, identische Platten aus 1 mm Sperrholz werden zunächst an einer Schmalseite der
Schräge der Rumpfunterkante angepasst. Dann wird ein Messingrundstab bei etwa 1/3 der Länge des
Ruderblattes mit Sekundenkleber auf eben dieser Platten fixiert, die andere Platte wird von der
anderen Seite dagegenge klebt. Die Ruderachse schaut später etwa zur Hälfte aus dem Ruderblatt
heraus. Dieser herausschauende Teil bleibt unbearbeitet, der Rest wurde vor dem Verkleben
aufgeraut und beidseitig abgeplattet. Die Abflachung ermöglicht dabei nicht nur eine größere
Klebefläche, sie ist auch eine Verdrehsicherung der Achse im Ruderblatt. Nach kurzem Antrocknen
kann erst die Hinterkante mit Sekundenkleber zusammengeklebt werden, dann die Vorderkante. Dieses
innen hohle Gebilde wird in eine ruderähnliche Form gebracht (z.B. unten verrunden) und dann an
den Kanten nochmals nachverleimt (Sekundenkleber). Nun kommen zum ersten Mal Rührstäbchen (wie
sie z.B. bei McDonalds zum Kaffeeumrühren ausliegen) ins Spiel... Diese werden nämlich beidseitig
mit Uhu hart bestrichen und dann in die Hohlräume gestopft um diese weitestgehend auszufüllen.
Nach dem Trocknen des Klebers die überstehenden Stäbchenenden absägen, noch eine letzte dünne
Kleberschicht zur Versiegelung der Oberkanten und zum Auffüllen kleinerer Resthohlräume... Fertig
Das Ruder kann nun, zum Überprüfen der Optik, probeweise montiert werden, zum Lackieren sollten
es aber wieder herausgenommen werden.
Vor der endgültigen Montage sollte die Ruderachse als Verdrehsicherung noch einen abgeflachten
Bereich unter der Montageschraube bekommen, mit der der Anlenkhebel befestigt wird.
Der Aufbau
Der oben bereits erwähnte 1. Entwurf des Aufbaus stammt in Grundzügen aus einem Buch, das etwa
in den 30er Jahren verfasst wurde. Ich war der Meinung, dass diese damals noch recht kantigen
Aufbauten gut zu dem ebenfalls kantigen (Knickspant-) Rumpf passen.
Außerdem erschien es mir geschichtlich passend das Boot im Stil dieser Zeit zu entwerfen, denn
die Weltwirtschaftskrise bot für viele Segelbegeisterte sicher nicht die Möglichkeit große
luxuriöse Boote bauen zu lassen. So ein kleiner Knickspanter passte da doch viel besser.
Also habe ich aus 1 mm Multiplexsperrholz nun auch einen richtigen Aufbau erstellt und so lange
daran herumgeschliffen, -geschnitten, und gefeilt, bis er mir in seinen Proportionen zu dem
ganzen Rest gefiel. Nun fehlte noch das abnehmbar geplante Dach (Der Aufbau soll fest mit dem
Rumpf verklebt werden, die Fernsteuerung bleibt über das Dach zugänglich).
Die Dachwölbung hatte ich durch ein aufgelegtes Blatt Papier als Dachersatz bereits ausprobiert
und für gut befunden. Die oberen Sektionen der Aufbauwände wurden nun ,,kopiert", sie sind der
Rahmen, der dem Sperrholzdach seine Form gibt.
Damit waren die Grundzüge des Bootes fertig aber irgendwie empfand ich das Vordeck als zu leer
und ich legte probeweise ein kleines Brettchen als zusätzliche Luke darauf ... So gefiel mir das
schon erheblich besser, das Brettchen blieb dem Prototyp erhalten. Für die Kinder ist der Aufbau
leicht gewachsen, das Modell braucht die Luke nicht.
in dieser Form war das Modell das erste Mal auf einer Ausstellung, auf der Messe in Sinsheim.
Viele Interessenten und noch mehr Fragen nach einem zugehörigen Plan lösten eine Zeichenarbeit
aus, deren Ergebnis Sie jetzt mit diesem Heft in Händen halten...
Nach der Messe wurde dann der Aufbau wieder zerlegt und die Einzelteile auf den Kopierer
gelegt, um sie später für den Bau mit den Kindern als Kopien und als Planunterlagen parat zu
haben. Dann habe ich alle sichtbaren Seiten mit Mahaghoni furniert und die Einzelteile erneut
zusammengesetzt.
Als er dann wieder verklebt war, gefiel mir der Aufbau zwar recht gut, aber für die Kinder wollte
ich ihn in dieser Art nicht mehr anbieten. Er war in seiner gesamten Bearbeitung doch recht
kompliziert geworden. Der zweite Betreuer der Jugendgruppe, ebenfalls aus der mini-sail schlug
vor, den Aufbau doch einfach weg zu lassen ,aber hier war ich nicht mit ihm einig. Also suchte
ich nach Vereinfachungen. Dies umso mehr, als ich nach Aufkleben des Decks festellen mußte, dass
ich nicht alle Deckswölbungen mit ausreichend Materialvorhalt berücksichtigt hatte und eine
Anpassung an das Deck sehr schwierig ausfiel. Schließlich waren hier insgesamt 6 Wände an das
Deck anzupassen.
Als erstes verwarf ich die Fumiererei, die sollte durch Lasur ersetzt werden. Dann wurde ein neuer Aufbau gebaut, bei dem nur noch 4 Seiten an das Deck anzupassen waren und schließlich entstand aus einer Laune heraus noch ein ,,moderner" Aufbau mit vielen geraden Flächen, der eine weitere Vereinfachung darstellt.
Von den Kindern umgesetzt wurden alle 3 Versionen.
Manche mochten die moderne Version lieber, die 2. ,,klassische" Variante wurde von den meisten
gebaut, aber einige ließen sich auch partout nicht davon abbringen die von mir am Prototyp
umgesetzte Version nachbauen zu wollen, allen Bauschwierigkeiten zum Trotz...
Bevor es weiter ging und das Deck den Zugang erschweren würde, wollte ich noch einen
geeigneten Platz für das 2. Servo zum Verstellen der Segel suchen und einbauen, dann konnte die
wasserfeste Versiegelung des Innenraumes mit Epoxydharz oder mit Bootslack erfolgen. Ich wählte
die Harz-Version. Dabei geht zwar normalerweise der Pinsel kaputt, bei mir wurde aber zumindest
der Stiel recycelt, er ist heute als Steuerpinne auf dem Boot.
Um das Boot innen zu lackieren, musste ich die Servos wieder ausbauen. Dabei wurde mir dann klar;
so kann das alles nicht bleiben, die von mir gewählte Methode mit großen 4-kant-Klötzen, die die
Servos tragen ist nicht so toll.
Also wurde für die Kinder auf Basis eines 2. Prototyps ein Servobrett entwickelt. Dieses war zwar
zunächst herausnehmbar geplant, durch die zu kleine Decksöffnung wäre es dann aber unnötig
kompliziert geworden. So ist es jetzt fest im Boot zu verkleben.
Deck
Da das Deck aus 1 mm Sperrholz besteht sollten einige Verstärkungsleisten dafür sorgen, dass
Wanten, Stage und Segelbefestigungen nicht herausgerissen werden und die Kräfte auch im Inneren
gut über die Spanten und Außenwände aufgenommen werden können.
Auch das Mastrohr (10 mm Alurohr) fand seinen Platz, so dass es zu dem Prototypaufbau genauso wie
zu den alternativen Aufbauten passte. Jetzt konnte das Deck aufgeklebt werden. Eigentlich muß ich
sagen ,,eingeklebt", denn die Bordwände waren bewußt mit etwas Überstand zugeschliffen, um erst
nach dem Einsetzen des Decks auf die richtige Oberkante hin abgetragen zu werden. Aber es ging
schief, es gab nach dem Verkleben diverse Fehlerstellen, deren Nacharbeit zu häßlichen Spalten
zwischen Planken und Deck führte. Hier war eine Außenleiste zur Abdeckung der Fehler aufzukleben.
Da diese sehr schwer zu biegen und aufzukleben war, beschloß ich den Vorgang sinnvollerweise
umzudrehen und das Deck von oben stumpf aufzukleben. Eine kleine Leiste an der Seite hochkant
verklebt, war zur Fehlerverdeckung eben viel leichter anzubringen (was sich später auch als
durchaus notwendig erwies) und natürlich muss das Deck vor dem Verkleben nicht so genau angepasst
werden. So habe ich meine ursprüngliche Idee einer spaltfreien Seitenwand begraben. Beim Bauen
mit den Kindern stellte sich dann heraus, dass dieser Spalt eigentlich derjenige war, den man
noch am leichtesten wieder zuflicken konnte. Durchgeschliffene Bugsektionen sind da doch deutlich
schwieriger zu flicken ...
Vor dem dann folgenden Aufkleben des Aufbaus habe ich mit 0,5-mm-Tuschestift noch ein
Stabdeck aufgezeichnet.
Die Vorgehensweise des Aufzeichnens kann man sich hier wie folgt vorstellen; Zunächst wird ein
Hilfswerkzeug, ein Winkel erstellt, dessen einer Schenkel so lange ist, wie die 1 Planke breit
sein soll. Der 2. Schenkel dient als Führung, mit ihm wird der Winkel an der Aussenkante des
Decks entlang geführt. Wenn das Boot sicher steht, kann nun mit einer Hand der Winkel an der
Bordwand entlang gezogen werden. Mit der anderen Hand führt man einen Tusche-Stift mit dem Winkel
mit, so dass seine Spitze immer seitlich an dem Winkel anliegt, aber auch eine Linie auf das Deck
zeichnet, so entsteht der erste Plankengang. Dann wird der auf dem Deck laufende Schenkel des
Winkels um ein 2. Klötzchen mit Plankendicke verlängert. Bei gleicher Vorgehensweise wie oben
entsteht durch den jetzt erzeugten Strich bereits die 2. Planke usw.... Natürlich muss vor dem
Aufkleben einer neuen Schenkelverlängerung immer auf beiden Decksseiten eine Planke aufgezeichnet
werden. Um auch eine Fischung in eine Mittelplanke darzustellen, hatte ich vor dem Aufzeichnen
einen Streifen Tesafilm mittig über die gesamte Länge des Decks geklebt. Alle Decksplanken
beginnen und enden auf diesem Klebestreifen. Wenn er schließlich abgezogen wird, sobald alle
Plankengänge aufgezeichnet sind, kann in dem linienfrei gebliebenen Bereich der Decksmitte mit
Geodreieck und Tuschestift nun die Fischung eingezeichnet werden.
Hier konnte ich einfach nicht aus meiner Haut, auch diesem Einfachmodell ein optisch
ansprechendes Deck zu verpassen... ich habe es aber bereut; mehr als die Hälfte der Kinder
wollten es genauso aufmalen, was doch recht zeitintensiv wurde.
Hochzeit zwischen Rumpf und Aufbau
Anschließend war der Aufbau dem Deck anzupassen und damit wurde der oben bereits erwähnte
Fehler offensichtlich:
Der Aufbau war unten zu kurz geraten... als ich ihn vorn und hinten bereits auf das gerade noch
erträgliche Maß in der Höhe reduziert hatte, hing er in der Mitte immer noch in der Luft.
Also kamen erneut dünne 4-Kant-Leisten zum Einsatz, deren Höhe durch den freigebliebenen Spalt
bestimmt war. Schlußendlich hat der Aufbau eine umlaufende Leiste erhalten, die diese Spalte
abdeckt. Auch einige Ecken wurden in dieser Weise ,,verstärkt", weil beim Aufkleben das Furnier
verrutscht war, die Optik war gerettet.
Wer am Anfang unsauber arbeitet oder schleift, der steckt umso mehr Aufwand in die
Nacharbeit... das habe ich auch den Kindern immer und immer wieder gesagt...
Aber man muss auch lernen ,,Pfusch" (bzw. Ausrutscher bei der Arbeit) zu kaschieren, idealerweise sogar so, dass das Ergebnis besser wirkt als es die eigentliche Planung vorsieht. Denn welcher Anfänger baut schon ganz fehlerfrei oder kann auf Anhieb einen Aufbau dreidimensional verrundet sauber anpassen... die wenigsten. Kein Wunder, geraten hier doch auch manche erfahrenen Modellbauer ins Schwitzen...
Nach dem Anbringen von Bullaugen sah der Aufbau jetzt auch schon richtig vollständig aus.
Aber was für ein Aufwand; Löcher vorbohren, nachschleifen mehrmals anpassen und bei der
endgültigen Montage der Bullaugen dann höllisch aufpassen, dass kein Klebstoff die Scheibe matt
werden läßt. Trotzdem sieht das Innere nur schwarz aus, da das Innere des Aufbaus natürlich nicht
beleuchtet ist. Für die Kindern musste hier wieder einmal eine einfachere Lösung her. Fündig
wurde ich bei den Unterlegscheiben im Baumarkt. Die Scheiben, mit denen Türblätter in der Höhe
einem neuen Teppichboden angepasst werden, indem man sie an den Scharnieren unterlegt, haben
einen für das Modell genau passenden Außendurchmesser und ein sehr großes Loch. Diese Scheiben
einfach stumpf mit Pattex auf den Aufbau aufgeklebt und innen mit einem wasserfesten Folienstift
schwarz ausgemalt, stehen den teuren Fertigvarianten bei nur 1/10 der Kosten optisch fast nicht
nach. A propos Kosten... Rührstäbchen von McDonalds halfen bereits beim Ruderbau, sie helfen aber
auch beim Aufbau zu sparen. Aus ihnen werden die Führungsschienen des Schiebeluks und die
Umrandungen der Bootsluke gefertigt: Rundungen vorn und hinten wegschleifen aufkleben,
fertig.
Lackierung
Jetzt wurde es ernst und ich musste Farbe bekennen... Nach einem 3 maligen Anstrich mit Bootslack wurde der Rumpf weiß mit dunkelrotem Unterwasserschiff lackiert... bis alles richtig deckt sind damit überall mindestens 5 Lackschichten auf dem Boot.
Aber schon nach den Bootslack-Anstrichen hielt mich nichts mehr davon ab, das Bootchen in der heimischen Badewanne zum ersten Mal auf Dichtigkeit und Lage der Konstruktionswasserlinie zu überprüfen. Als Zeitzeuge kam eine begeistert quakende Badeente mit in die Wanne.
Bleibombe als Gegengewicht
Zum Überprüfen hatte ich die Bleibombe der Rhodenkirchener BASIC unter das Boot geschraubt,
aber sie war etwas zu schwer... das Bleigewicht ist also selbst zu gießen.
Eine preiswerte Methode ist es, sich alte Auswuchtgewichte vom Reifenhändler zu besorgen und
diese dann mit einem Campinggaskocher in einem alten Topf einzuschmelzen. Dies sollte aber
unbedingt im Freien erfolgen, da die Bleidämpfe giftig sind.
Doch zuvor muss noch eine Gips-Negativ-Form erstellt werden, und dafür dann wieder eine Urform
der Bleibombe (z.B. aus Holz).
Wer sich also um das eigene Bleigießen herumdrücken möchte, der kann nach etwas Schleifarbeit
(mit Handschuhen !!...) die Bleibombe der BASIC durchaus verwenden. Sie kann bei Hoppe-Modellbau
für 20,- € erstanden werden. Für die Jugendgruppe haben wir als Baubetreuer diese Arbeit
übernommen und die Bomben in je 2 Hälften gegossen.
Nun folgten einige Lackier-Schleif-Lackier-Schleif-Orgien aber danach hatte ich irgendwie den Eindruck: das Boot wird auf einmal viel schneller fertig ... Spätestens nach dem Lackieren brach auch bei jedem Mitglied der Jugendgruppe nach einem kleinen Durchhänger wieder eine neue Arbeitswut aus: "Hausaufgaben" wurden erledigt... das Ende war absehbar.
Rigg
Der Mast besteht aus Kiefern- oder Buchen-Holz mit 10 mm Durchmesser. Er wird so verbaut, wie
er aus dem Baumarkt kommt. Die Länge ist damit auf 1,0 m fest.
Beschlagteile gibt es nur wenige und sie sind nicht besonders anspruchsvoll in der herstellung:
Ein Topbeschlag aus Messingrundstab 2mm, eine Saling aus 3-mm-Messingrohr, die zur Seilführung an
den Enden plattgedrückt und durchbohrt wird. Der Rest sind Messing-Schraubösen. 2 dieser
Schraubösen ineinader verschlungen ergeben auch einen sehr guten und einfachen Baumbeschlag mit
allen erforderlichen Bewegungsmöglichkeiten. Innerhalb kürzester Zeit war der Mast verstagt und
mit Wanten versehen... Die Wantenspanner sind übrigens wieder einmal aus kurzen 3 x durchbohrten
Stücken von Holz-Rührstäbchen (sie wissen schon, die liegen bei McDonalds eigentlich zum
Kaffeeumrühren aus), selbst gefertigt.
Nun sollte die erste Segelgarderobe für den Prototypen gefertigt werden. Sie entstand aus
einem Hosenbein aus Papier...
Das glauben sie nicht?
Doch: im Lackierbereich werden Papieroveralls verwendet, die durch einen Faseranteil eine gewisse
Reißfestigkeit mitbringen. Und aus dem Hosenbein eines solchen Overalls ist der 1. Segelsatz des
Prototyps gefertigt. Dieser Stoff wird auch beim einfachen Drachenbau eingesetzt und nennt sich
Tyrell.
Decksdurchführungen aus 3 mm Messingrohr leiten die schnell angeknoteten Schoten zum Segelverstellservo im Bauch des Bootes... alles nur provisorisch, wird ja eh noch einmal geändert.
Dann gings ab zum See: Jungfernfahrt
Bei der Probefahrt am See zeigte sich dann auch eine leichte Luvgierigkeit, die aber schnell
an Ort und Stelle mit der Schere behoben werden konnte. So war das ja auch gedacht: die
Papiersegel können mit einfachen Mitteln bei dieser ersten Probefahrt beschnitten werden, bis das
Segelverhalten befriedigt. Danach dient dieser erste Segelsatz dann als Schablone für einen
richtigen Satz aus Drachenstoff (Polyester).
Diese nüchterne Beschreibung täuscht ein wenig darüber hinweg, dass es ein ganz besonderes Gefühl
ist, so ein komplett selbst konstruiertes und x mal modifiziertes Bootchen dann zum ersten Mal
ins richtige Wasser zu setzen.
Wer sich noch an sein erstes Modellboot erinnert, kann in etwa nachempfinden was in mir so vor
ging, aber es war noch mehr: Mulmig, Sannend, Aufregend, Glücklich!! Überwogen haben Glück (es
ist geschafft) und die Spannung, wie das Boot wohl reagieren würde... schließlich waren die
Kinder ja schon ziemlich weit fortgeschritten beim Bau ihrer Modelle und ein Mißerfolg durfte gar
nicht auftreten.
An diesem 1. Tag auf dem See hat das Boot in einer sehr einsamen Zeremonie auch seinen Namen
bekommen... außer mir war niemand anwesend, aber meine Guten Wünsche haben sicher für viele
gereicht... und so ging auch alles glatt und DULCIBELLA bewährte sich aufs allerbeste.
Nach diesem Tag wurde die Schotanbindung noch einmal verändert und das Boot bekam seine
endgültigen Segel aus blauem und weißem Drachenstoff.
Die oben bereits erwähnten Papiersegel dienten uns als Vorlage zur Erstellung eines
Schablonensatzes aus festem, dickem Karton.
Dieser Karton half uns, die Segel für alle Jugendboote gleich auszuschneiden, indem an seinen
Kanten entlang mit einem Teppichbodenmesser die Segel auf einer Glasplatte ausgeschnitten wurden.
Die Segelmacherei war eines von den Dingen, die die Kinder nicht selber machen sollten, zumindest
haben wir es ihnen abgenommen um nicht zu viel Verschnitt zu bekommen und um für alle gleich gute
Segel zu haben.
Was ist beim Segel-Machen zu beachten? Zum einen der Verlauf der Webfäden des Stoffes.
Die Fäden sollten immer einigermaßen parallel bzw. rechtwinkelig zu der Hinterkante der Segel
verlaufen. Dieser Fadenverlauf ist insbesondere bei Drachenmaterial durch die im Stoff sichtbaren
Karos gut erkennbar. Bei der Rundung des Großsegels sucht man sich hierfür einen mittleren
Bereich aus, indem diese Regel berücksichtigt ist, bei der Fock ist die Hinterkante ja schon
weitestgehend gerade. Nichtbeachtung führt bereits nach kurzer Zeit im Einsatz zu Segeln, deren
Hinterkante sich einrollt...
Die Vorderkante der Segel sollte verstärkt werden. Beidseitiges Aufkleben von je einem Streifen
(ca. 6 mm breit) Segelstoff mit doppelseitigem Klebeband (eine Rolle Klebeband mit genau dieser
Breite gibt es auch im Drachenladen) reicht aus. Als Eckenverstärkung habe ich Gewebeband aus dem
Baumarkt verwendet. Die Löcher zum durchfädeln der Leinen und Schoten, die die Segel halten sind
mit einem dicken Dorn durchstochen.
Anschließend folgten einige weitere Erprobungsnachmittage, die mich alle nur immer mehr von
den Qualitäten dieses kleinen Knickspanters überzeugten.
Diese, ja man kann sagen Begeisterung, für die kleine DULCIBELLA hatte 2 Folgen: Zum einen führte
sie dazu, den Plan so zu zeichnen wie er jetzt ist. Er beinhaltet alle Änderungen, die das junge
Schiffchen über sich hatte ergehen lassen, stellt auch die Abhilfe aller Schwierigkeiten die beim
Bau mit den Kindern aufgetreten sind dar (Schleifhilfen, umdrehen der Vorgehensweise beim
Aufkleben des Decks, Aufbauvereinfachung...) Gleichzeitig ist er aber viel aufwändiger und
detaillierter als es nötig wäre, wenn Jugendliche unter Anleitung eines erfahrenen Modellbauers
so ein Schiff bauen Ich wollte einfach noch mehr Einsteiger und Freunde der Segelei für die
DULCIBELLA gewinnen.
Und zum anderen war ich von dem Schiff inzwischen so angetan, ich musste sie optisch einfach noch
etwas aufwerten.
Zwar habe ich dabei eine Zeitlang mit mir gerungen ... wusste ich doch inzwischen: die Kinder
würden die aufwändigen Teile auch fertigen oder verbauen wollen... Dies ist aus Modellbauerischer
Sicht ja auch absolut wünschenswert und schön, wenn man die Begeisterung für Detaildarstellung
wecken kann, andererseits frisst es in einer knapp geplanten Jugendgruppe aber Zeit ...
schließlich hat der Modellbauer in mir gewonnen und ich habe folgende ,,Aufwertungen", die auch
auf den Fotos sichtbar sind, umgesetzt:
Diese ganzen ,,Aufwertungen" waren Arbeiten, die ich während eines Urlaubes in Österreich durchführte. Dort habe ich das Boot in seiner vorläufig endgültigen Ausbaustufe dann auch mit viel Begeisterung auf einigen Seen vor herrlichem Panorama gesegelt.
DULCIBELLA wurde dabei für mich mehr als ,,nur" das Jugendboot, sie zeigte, dass sie auch für erfahrene Modellbauer als kleines Urlaubsschiff zum zwischendurch Bauen... und Mitnehmen hervorragend geeignet ist... Oder sie ist ein Vater / Sohn-Projekt (Verzeihung liebe Mütter und Töchter) bei dem der Nachwuchs das etwas einfachere Modell baut, der baubegleitende Vater an seinem eigenen Boot aber doch so manches modellbauerische Schmankerl (zum Ansporn für den Nachwuchs und/oder zur eigenen Befriedigung) umsetzen kann.
Aber ganz ehrlich: an all dies habe ich erst im Nachhinein gedacht... die optischen
Verfeinerungen habe ich eigentlich nur für mich angebaut, ich konnte es einfach nicht lassen...
und es hat einen Riesenspaß gemacht, zu sehen, was aus diesem kleinen, unscheinbaren Schiffchen
noch so alles werden kann.
Meine Tochter übrigens hat sich nicht anstecken lassen, sie hat ,,nur" die Einfachversion gebaut
und sich dafür lieber mit den Farben etwas ausgetobt. Es hat mich einiges an Überwindung gekostet
das so zu akzeptieren... einen knallroten Aufbau... aber es ist IHR Boot und IHR muss es
gefallen, nicht mir.
Diese Erkenntnis braucht übrigens jeder, der sich mit Kindern an so ein Jugendprojekt wagt, egal
ob in einer größeren Gruppe oder "nur" mit dem eigenen Nachwuchs. Die Kids haben ihre eigenen
Vorstellungen und Ideen, insbesondere was die Aufbauten und die bereits angesprochenen Farben
angeht. Man sollte sie hier weitestgehend machen lassen was ihnen gefällt, damit sie nicht den
Spaß verlieren. Später auf dem Wasser, als alle gemeinsam segelten, war es dann sogar sehr schön
nicht nur Einheitsboote zu haben.
Hinweise wie einige Details technisch oder farblich korrekt am Original ausgeführt sind, konnte
(und wollte) ich mir trotzdem nicht immer verkneifen, umgesetzt wurden diese mit
verständnisvollem Nicken aber meist nur von den älteren Jungs der Gruppe.
Den Hang zur kräftigen und bunten Farbgebung fand ich übrigens nicht nur bei meiner Tochter,
sondern eigentlich bei allen Kindern. Dies war aus einer "Abfrage" deutlich zu entnehmen. Wir
hatten den jungen Modellbauern eine Seitenansicht des Modells ausgedruckt, mit der Bitte sie so
anzumalen, wie sie sich ihr Modell später vorstellen würden. Die Farbenvielfalt konnten wir aber
(finanziell) weder bei den Segeln, noch bei den Rumpffarben durchhalten, wir haben uns dann
gemeinsam auf Rot, Blau, Schwarz und Weiß für Rümpfe und Aufbauten und Gelb, Rot, Blau, und Weiß
für die Segel geeinigt.
Trotz dieser Einschränkungen machte es den Kids sichtlich Spaß die Boote zu lackieren, war dies
doch nach fast einem Jahr Bauzeit die Endphase. Die Modelle gingen quasi in die Zielgerade und
alle bauten wie wild auf die Vollendung hin und freuten sich schon auf das erste Segeln.
Die Jungfernfahrt der Modellbaugruppe
Nachdem die ganz Schnellen der Gruppe bereits im Februar zum ersten Mal bei Wind und
Schauerwetter erfolgreich aufs Wasser gegangen waren, fand dann am 20.03.2004 die große
gemeinsame Taufe und offizielle Jungfernfahrt der Boote statt.
Das war es für alle ein tolles Ereignis, die selbst erstellten Produkte mit richtigem Sekt (jeder
bekam ein Schnapsglas voll) zuerst zu taufen, dann den Rest auszutrinken (was da wohl wichtiger
war ...) und schließlich bei mehr als kräftigem Wind die Modelle das erste Mal ihrem Element zu
übergeben.
Nach der erfolgreichen Jungfernfahrt bleibt noch offen, ein Lob an unsere teilnehmenden
Jungmodellbauer abzusetzen.
Sie haben fast ein Jahr lang erfolgreich durchgehalten ein Modell zu bauen, keiner ist
abgesprungen oder hat aufgegeben. Somit muss man sich um den Modellbaunachwuchs eigentlich keine
Sorgen machen, es ist eben wirklich eine Frage des Angebots...
Trotzdem war es eine tolle Leistung der Modellbaugruppe und weil wir der Meinung sind, dass sich
all unsere Schiffe durchaus sehen lassen können, wollen wir in unserer Heimatgemeinde als
weiteres ,,Event" eine kleine Ausstellung organisieren, bei der alle Boote präsentiert werden
sollen. Bei Tee, Saft, Kaffee und Kuchen können die Kinder dann auch anderen Interessierten im
Ort zeigen, was sie geleistet haben und wie aus einem Haufen Sperrholz und Kunstoffplatten (und
was sonst noch so verbaut wurde...) 14 Modellsegelboote entstanden sind. (12 Boote der Kinder und
eines von jedem Betreuer)... Überregional werden die Modelle künftig sicher auf einigen
Veranstaltungen der Mini-Sail und natürlich auf Modellbaumessen auftauchen um zur Nachahmung
dieser Arbeit mit Kindern und interessierten Neueinsteigern anzuregen.
Wer nun Interesse bekommen hat das Modell nachzubauen, kann den Bauplan mit Bauanleitung bei Uwe Kreckel (Adresse unten) bestellen.
Zusätzlich zum Plan erhalten Sie dort auch noch eine 16-seitige Baubeschreibung incl
Takelplan, die den Bau der gezeichneten Varianten Schritt für Schritt sehr ausführlich und für
Anfänger verständlich erklärt.
Die Baubeschreibung ist in Tabellenform gehalten, jeder erledigte Schritt kann abgehakt werden.
Zusätzlich enthält sie in eigenen Spalten Angaben zu den jeweils erforderlichen Materialen, wo
man sie bekommt und Aussagen zu den benötigten Werkzeugen.
Kritische Passagen die besondere Beachtung verdienen sind besonders gekennzeichnet. 4 Seiten
Bilder von verschiedenen Modellen und Baustadien sowie 2 Seiten Einführung in die Materie
"Modellsegeln" dienen als Ergänzung.
Fotos zur DULCIBELLE sind auch dur der HP von Hermann-Josef Stark zu finden: www.hejostark.de/new.htm