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Meteor V
Rekonstruktion im Maßstab 1:32
Ein Beitrag von Burkhard Röhm
Die Meteor V war die fünfte und letzte Regatta-Yacht von Kaiser Wilhelm II, sie wurde 1914 in
Dienst gestellt. Die Yacht wurde von Dr. Ing. Max von Oertz entworfen; Maßstab des Entwurfes war
die englische Yacht „Margherita”; bei Regatten sollten möglichst keine Vergütungen an
diese schnelle und erfolgreiche Yacht abgegeben werden müssen.
Das Schiff wurde von der Krupp’schen Germania-Werft in Kiel für 624.000 Reichsmark gebaut
und musste laut Vertrag 14 Tage vor der Kieler Woche eingesegelt und mit Mannschaft an den Kaiser
übergeben werden. Nach nur vier Monaten Bauzeit – es gab viele Verzögerungen bis es zum
Vertrag kam, der Übergabezeitpunkt jedoch blieb gefixt – begann man am 03.05.1914 mit den
ersten Trimmfahrten des METEOR V.
Bei seiner ersten Regatta am 16.05.1914 fuhr der METEOR V mit 35 Mann Besatzung seinen ersten
Sieg ein. Bei der anschließenden Kieler Woche lag METEOR V im Zuge der später so genannten
„Schicksalsregatta” am 28.06.1914 bei leichten Winden deutlich in Führung, als dem
Kaiser die Meldung von der Erschießung des österreichischen Thronfolgers in Sarajewo mit Hilfe
einer Barkasse überbracht wurde. Die Regatta wurde abgebrochen. Danach nahm METEOR V erfolgreich
an verschiedenen Regatten teil.
Am 30.07.1914 war das Schiff auf dem Weg zur „Cowes Week” und wurde wegen des
heraufziehenden Weltkrieges telegrafisch zurückbeordert. Das Schiff wurde in Kiel abgerüstet und
außer Dienst gestellt. Während des 1.Weltkrieges lag der Rumpf in Kiel aufgeslippt und wurde
ausgeschlachtet; alle Teile aus Messing, Kupfer, Nickel und Bronze fanden während des Krieges
andere Verwendung. Auch der 127 to schwere Bleikiel blieb nicht verschont.
Im Jahre 1919 wurden die Reste der Yacht an den ägyptischen Prinzen Mohammed Ali Ibrahim
verkauft. Er nutzte das Schiff als Kreuzfahrtyacht und schenkte es 1925 der Marineschule in
Alexandria. Ein Jahr später wurde es von einem Ungarn erworben und in „Minnikoi”
umbenannt. Dieser verkaufte das Schiff 1928 an den Engländer Mody. Beim Einbau eines Motors kam
es im Jahre 1930 zu einer Explosion, die Teile des Rumpfes zerstörte. 1931 wurde der Segler
wieder in Stand gesetzt und 1933 an den Italiener Silvani verkauft, der ihn wieder METEOR V
nannte. Der Name blieb bei den weiteren Verkäufen an die Italiener Granelli 1935 und Orlando 1937
bestehen. Nach einem weiteren Verkauf 1939 hieß das Schiff dann „Maria”. Im Jahr 1952
ging die Yacht dann in die Hände des ägyptischen Königs Farouk I über, der sie „Feid el
Bihar” nannte.
Aus dem Lloyds Register wurde die Yacht 1957 gestrichen. Es gibt keine Hinweise auf ihren
weiteren Verbleib.
Länge über Deck
|
47,61 m |
Länge CWL | 32,13 m |
Max. Breite | 7,68 m |
Max. Tiefgang | 5,48 m |
Höhe Raanock über Wasser | 50,60 m |
Länge Großbaum | 27,30 m |
Verdrängung | 266 to |
Vermessene Segelfläche | 1.410 m² |
Besatzung | 33 Mann |
Materialien:
Rumpf aus Krupp-Spezialstahl glatt genietet, blau lackiert, Unterwasserschiff weiß
Vergoldete Zierleiste, am Bug mit Ottonen-Krone, am Heck in einem Meteorschweif auslaufend
Deck aus Schwarzfichte
Spieren aus Stahl und Holz
Stehendes und laufendes Gut aus verzinktem Patent-Gußstahl
Segel aus „Deutschem Tuch”, ohne Reffeinrichtung
Mithin hat die Yacht in ihrer ursprünglichen Form nur vier Monate existiert. Da METEOR V in dieser Zeit nur wenige Regatten gesegelt ist, und schon gar nicht bei der Cowes Week auflief, gibt es nur wenige Fotografien. Die Pläne und Berechnungen sind größtenteils im 2.Weltkrieg verbrannt. Wesentliche Grundlagen der Rekonstruktion waren ein Artikel aus der Weihnachtsausgabe der Yacht vom 17.12.1915 und ein Fotoalbum vom Bau und Einsegeln des Schiffes, das heute im Archiv der Krupp-Stiftung in Essen aufbewahrt wird. In der Yacht 12/1915 werden unter martialischem Kriegsgeschrei – wenn denn der Krieg im Frühjahr gewonnen sein wird, wird dieses Schiff endgültig alle besiegen – sehr ausführlich der Bau, die Materialien und die Abmessungen beschrieben. Der Riss des Rumpfes, die Besegelung und einige Fotos sind abgebildet. Das Fotoalbum wiederum zeigt viele Details vom Stahlrumpf, vom Decksbau und den Aufbauten, sowie nicht zuletzt vom Rigg. Aus der vergleichenden Analyse dieser Vorlagen wurde mit Hilfe der CAD ein Plan des METEOR V rekonstruiert und im Modell nachgebaut. Fehlende Details wurden analog dem Werftmodell der Germania, die ebenfalls bei Krupp gebaut wurde und heute in der Villa Hügel in Essen zu besichtigen ist, nachempfunden.
Das Modell ist vollständig aus Holz. Auf einem Spantengerüst ist der Rumpf aus zwei dünnen Sperrholzschichten laminiert. Das Deck ist aus Abachi, die Aufbauten aus Teakholz. Alle Beschläge sind aus Messing, meistenteils schwarz gebeizt oder hell verzinnt. Das Modell wiegt mit seinem 70cm langen Steck-Schwert etwa 9 kg. Die Verteilung der Gewichte bewirkt, daß das Modell erst bei Windstärken von 3-4 Bft auf der Leeseite überflutet wird.
Die Segel werden mit 4 Winden bedient. Zwei Winden für die Großsegel, eine für die Vorsegel und eines für das Schonertopp, das nach jeder Wende über die Stage gewechselt werden kann. Beim Segeln zeigt sich, daß der Rumpf des METEOR V sehr schnell und wendig ist. In Höhe des Fockmastes baut sich eine Bugwelle auf, auf der der Rumpf „surfen” kann; die Heckwelle läuft unterhalb des weit auskragenden Rumpfes ohne bremsende Verwirbelungen ab. Das gleiche Wellenbild zeigen die Original-Fotos vom Einsegeln. Obwohl das Ruderblatt gegenüber dem Original nur unmerklich vergrößert wurde, läßt sich das Modell sehr leicht steuern, denn die Winden lassen einen ausgezeichneten Trimm der Segel zu, auf den das Modell sofort reagiert.